Ein Charakter ist die Grundlage für die Teilnahme am Spiel. Die Besonderheit am LARP ist ja, dass ihr selbst die Spielfigur seid und damit in eine andere Rolle schlüpft. In unserem Fall also einen Charakter, der in eine Fantasywelt passt. Kein Charakter auf einem LARP ist ein typischer „Held". Stattdessen sind sie Personen, die eben in dieser Welt leben. Erst die Geschichte, die ihr mit ihnen erlebt, machen sie vielleicht eines Tages zu einem Helden, oder auch nicht.
Für einen Charakter braucht ihr einen groben Hintergrund, fragen wie:

Wo kommt er her?
Welchen sozialen und finanziellen Status hat er?
Welche Fähigkeiten hat er und was weiß er über die Welt?

solltet ihr vor dem ersten Spiel beantwortet haben.
Denkt dabei immer daran, dass ihr es auch darstellen können müsst. Es ist sicher anziehend, den weitgereisten Ritter oder Magier oder Adeligen zu spielen. Nur braucht ihr dafür das Gefolge, die Ausrüstung und das Hintergrundwissen.
Für Anfänger eignen sich darum Charaktere besser, die nicht ganz so hoch auf der sozialen Leiter stehen und deren Wissen über die Welt eingeschränkter ist, denn diese brauchen weniger und einfachere Ausrüstung und weniger Hintergrundwissen. Einen Bauern oder Tagelöhner oder auch einen einfachen Söldner, am Anfang seiner Karriere, lässt sich einfacher für einen Anfänger im LARP mit Leben füllen und sind gute Sprungbretter, um den Charakter über die Zeit zu entwickeln.

“Suspension of Disbelief” oder im Deutschen: “Willentliche Aussetzung des Ungläubigen” ist wichtig, um sich auf die Spielwelt und die Mitspieler im LARP einzulassen.
Es beschreibt den menschlichen Willen, sich auf fiktive Welten so weit einzulassen, dass wir deren interne Logik glauben. Also z. B. bei Harry Potter die Tatsache, dass in dieser Welt Magie eben existiert und nach bestimmten Regeln funktioniert. Oder bei Star Wars, dass Schiffe mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen können. Gleichzeitig blenden wir dabei störende Elemente aus, die den Effekt der fiktiven Welt stören. Wir übersehen zum Beispiel die Crew, die im Hintergrund einer Filmszene zu sehen ist, oder im LARP die Windräder im Hintergrund. Dazu gehört auch, dass Magie nicht real existiert und dass uns klar ist, der Gegenüber schmeißt nur einen Schaumstoffball, aber im Spiel ist es eben ein mächtiger Feuerball und auf den reagieren wir entsprechend.
Ohne diesen Effekt hätten wir kaum Spaß am Lesen von Büchern oder dem Schauen von Filmen, da wir kaum mit den Protagonisten mitfiebern würden oder Furcht vor dem Antagonisten hätten. Die Realität hätte unsere Imagination fest im Griff.
“Suspension of Disbelief” erlaubt uns also, eine fiktive Welt als real zu empfinden und wahr zu nehmen, ohne dabei gleichzeitig zu vergessen, dass Sie fiktiv ist.
Für LARP ist es eine der zentralen psychologischen Mechaniken, um mit seinem Charakter Teil der Spielwelt zu werden.  

Fantasy in all seinen Facetten ist zwar der beliebteste Hintergrund, aber er ist bei weitem nicht der Einzige. Öfter bespielte Hintergründe mit existierenden Reihen an Veranstaltungen sind z. B. Endzeit, Vampire, Western oder SciFi. Darüber hinaus gibt es LARPs in spezifischen fiktiven Universen wie Witcher oder Harry Potter.
Gerade der Bereich EduLARP, also LARP mit dem Schwerpunkt auf Wissensvermittlung, bietet spannende Hintergründe. Dort werden oft realpolitische oder alternative History Themen aufgegriffen.
Ebenfalls ein klassischer Hintergrund bietet die Geschichte, warum nicht eintauschen in die Roaring 20th oder in die Zeit der Kelten. 

Hintergründe sind so mannigfaltig und unbeschränkt, wie die Organisatoren die LARPs durchführen. Dasselbe gilt für den Stil eines LARPs, mag Fantasy oft eher actionlastig sein, lebt Vampire-LARP eher vom Intrigenspiel. Für jeden bietet die LARP-Szene eigentlich das passende Setting, um etwas zu finden, was zu einem passt.

Beide Hobbies können von Außen betrachtet erstmal sehr ähnlich wirken. Da basteln und kaufen Menschen Kostüme/Gewandungen, um sich dann mit Gleichgesinnten zu treffen. Hier hört aber die Gemeinsamkeit schon weitestgehend auf. Während im Cosplay das Ziel ist, bestehende Charaktere möglichst originalgetreu oder leicht abgewandelt darzustellen, ist im LARP das Ziel, einen selbst entwickelten Charakter mit Leben zu füllen. Die Anforderungen an die Kostüme/Gewandungen sind auch sehr unterschiedlich. Steht beim Cosplay das Aussehen an erster Stelle, spielen beim LARP Themen wie Alltagstauglichkeit, Kampftauglichkeit und Robustheit eine wesentlich größere Rolle. Die Kostüme/Gewandungen müssen ja auch sehr unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. LARPer treffen sich eher auf Wiesen und Burgen, Cosplayer eher in Konferenzzentren. Denn beide Hobbies wirken nur sehr ähnlich, sind es aber bei genauerem Hinsehen nicht wirklich. 

Die notwendigen Fähigkeiten, wie Nähen, Ledern, Basteln etc., lassen sich aber sehr gut von einem Hobby ins andere mitnehmen. 

Klar, LARP ist nicht Fußball und genaue Zahlen gibt es kaum, aber gemessen daran, dass im Jahr ca. 800 Veranstaltungen in Deutschland stattfinden und das Schätzungen zwischen 40.000 und 100.000 aktive LARPer in Deutschland vermuten, ist die Nische zumindest nicht allzu klein. Zumal LARP, bezogen auf den Bekanntheitsgrad, zumindest bei Menschen unter 50, schon lange relativ allgemein geläufig ist. Dazu haben Fernsehen und Social Media in den letzten Jahren massiv beigetragen, da LARP selbst auf großen Plattformen immer wieder Thema ist. 

LARP hat eigentlich keine Gewinner und Verlierer. Ziel ist vielmehr das Spiel miteinander. Zwar gibt die Spielleitung ein gewisses Ziel häufig vor. Aber, ob du dich daran beteiligst, ist alleine dir überlassen.Es geht um die Erlebnisse, die gemeinsam verbrachte Zeit, das geteilte Spiel. Nicht jeder muss und kann die entführte Prinzessin retten oder den bösen Magier besiegen. Den Barden am Lagerfeuer zuzuhören, im Lager für andere zu kochen oder am Nachmittag unter einem Baum zu diskutieren, kann unter Umständen sehr viel spannender sein.